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Ich habe mich seit Beginn der Schul- und Kitaschließungen wissenschaftsjournalistisch mit dem Thema Kinder und Covid-19 auseinandergesetzt, insbesondere mit der Frage, wie gefährdet Kinder einerseits und wie gefährlich andererseits sie für andere Mitmenschen sind.

Hieraus sind inzwischen drei in den Medien publizierte Artikel entstanden, auf die ich den DAB aufmerksam machen möchte. Mein wichtigstes Fazit: Dass Kinder eine Personengruppe bilden, die besonders gefährlich für den Rest der Bevölkerung ist, ist eine pauschale Unterstellung, die angesichts der bisher vorliegenden Studien nicht bestätigt werden kann.

Diesen Aspekt möchte ich (über das sehr große Leser*innenecho hinaus) in die aktuelle Debatte um Öffnungsszenarien einbringen, denn aus meiner Sicht sind die Maßnahmen für Kinder, so wie sie bisher waren und so wie sie nun mit Blick auf die sukzessive Schulöffnung angedacht sind, weder angemessen noch hilfreich. Sie berücksichtigen weder das geringere Risiko, das von Kindern ausgeht, noch wird adäquat auf ihre altersspezifischen, physischen und sozialen Bedürfnisse eingegangen. Wir Frauen bzw. Mütter sind mit betroffen, nicht nur weil wir mit den Kindern leiden, sondern weil wir auch einen Großteil ihres sozialen Lebens ersetzen (müssen), häufiger Ansprechpartner für Schulfragen sind und noch dazu Berge zusätzlicher Hausarbeit erledigen (hierzu gibt es eine interessante neue aktuelle Studie des IAB).

Auch wird in der gesellschaftlichen Debatte bislang völlig unterschlagen, dass auch Frauen ein insgesamt geringeres Risiko haben als Männer, schwer an Covid-19 zu erkranken, man also in der Konsequenz schon überlegen könnte, den Großmüttern andere Kontaktmöglichkeiten einzuräumen als ggf. den Großvätern, zumindest aber wegzukommen von der aktuellen stark angstgetriebenen Debatte, dass jeder Sozialkontakt ein gleich großes Risiko für Individuen und Gesellschaft bedeutet. Hier gilt es den frauenspezifischen Blick herauszuarbeiten!

Links zu den Artikeln:
1.04. "Exit-Stategien: Maßnahmen für Kinder sollten schnellstens überdacht werden" (Nachdenk-Seiten)
https://www.nachdenkseiten.de/?p=59809

8.04. "Lasst die Kinder frei!" (taz)
https://taz.de/Corona-und-Kontaktregeln-fuer-Kinder/!5677602&s=sandra+reuse/

24.04. "Wie evidenzbasiert sind die Maßnahmen für Kinder? Ein Faktencheck"
https://www.nachdenkseiten.de/?p=60459

Sandra Reuse
Mitglied im Arbeitskreis Frauen in Politik und Wirtschaft des DAB

Deutscher Akademikerinnenbund e.V.
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